TierarztMagazin
02 | 2016
17
Glosse
H
In den letzten 16 Jahren durfte ich mir eigentlich
die meiste Zeit anhören, dass mein Hund ganz
schön moppelig sei. Zugegeben, grade zur Win-
terzeit hatte er das ein oder andere Grammmehr
auf den Rippen. Meines Erachtens war sein Ge-
wicht aber immer im grünen Bereich. Trotzdem
mussten wir ein wenig aufpassen, denn wenn
es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er rund
um die Uhr gefressen.
eute sieht das etwas anders aus. Mit seinen 16
Jahren ist Pico echt ganz schön dünn geworden.
Die Wirbelsäule steht deutlich hervor und auch sonst sind
seine Konturen einfach kantiger geworden. Was also war
einfacher als endlich zu ihm zu sagen „Yeah, Hund du
darfst ab heute alles und so viel fressen wie du willst!“ Das
Problem allerdings ist seitdem, dass er das garnicht mehr
will. Hääää? Was ist denn nun los? Jede Frau würde sich
vermutlich über diese Worte freuen. Soviel essen können
wie man will ohne zuzunehmen. Ein Traum! Nur nicht für
Pico scheinbar, denn sein Appetit ist irgendwann zwischen
15 und 16 Jahren abhanden gekommen. Was macht man
also. Zunächst fängt man an nur Dosenfleisch Marke XY
zu kaufen. Allein der Geruch – würg – ist köstlich! Zumin-
dest sollte er das für Pico sein. War am Anfang auch so.
Man denkt also, ok, das Futter schmeckt ihm. Also
gleich mal auf Vorrat gekauft.
Ein paar Tage später, ich bereite gerade die Mahlzeit für die
Vierbeiner vor, steht der Hund zwar wie immer in der Kü-
che und wartet. Irgendwie wirkt er dabei aber gelangweilt.
„Gleich gibt’s Frühstück“ säusel ich in seine Richtung….
Keine Reaktion, kein Schwanzwedeln, nur ein müder Blick
zur Seite, während sein Kumpel Leo sich schon aufgeregt das
Maul schleckt. Auch ihm gefällt der Geruch vom neuen Fut-
ter. Mhm, denke ich, der Appetit wird wohl gleich kommen.
Ich stelle also den Napf mit seinem vermeintlichen Leibge-
richt vor seine Füße. Pico guckt, riecht kurz dran, leckt mit
der Zungenspitze einmal darüber und guckt wieder zu mir
nach dem Motto „Hast Du nichts Besseres?“. Ich bin fas-
sungslos und versuche ihn noch ein wenig mit Worten zum
Fressen zu motivieren. An diesem Tag hat es noch funktio-
niert, dass ich ihm das Futter per Hand Biss für Biss gereicht
habe. Gnädigerweise hat er es dann gefressen. Am nächsten
Tag hat er mich aber selbst dabei schon angeekelt angeschaut
und sich lieber wieder auf die Couch verzogen.
Toll, nun saß ich da mit einer vollen Vorratskam-
mer Hundefutter, das Pico verschmäht, und einem
Hund, der immer dünner wird, wenn ich nichts in
den rein bekomme.
Also ab in den nächsten Laden und eine andere Marke
Futter gekauft. Mengenmäßig war ich hier schon etwas
vorsichtiger. Zum Glück, denn das Spielchen wiederholte
sich einige Mal bei diversen verschiedenen Sorten. Nun
war guter Rat teuer. Schließlich wollte ich ja, dass mein
Hund eher zu- als abnimmt. Was also lag näher als die gute
alt bewährte Methode, um zumindest die Herztabletten an
den Hund zu bringen: Die Leberwurst muss her! Die geht
irgendwie immer und wie ich festgestellt habe wirkt sie da-
bei auch ziemlich gut auf den Appetit. In dem Fall isst also
nicht das Auge mit, dafür aber die Nase, denn wenn das
Stückchen Leberwurst verputzt wurde schmeckt scheinbar
auch der Rest vom Futter gleich viel besser. Und zwar egal
welches. Ein Fakt, der in naher Zukunft auch wieder Platz
in meiner Vorratskammer schaffen dürfte, denn irgend-
wann dürften meine beiden Fellnasen die Unmengen an
gebunkertem Dosenfutter wohl verspeist haben.
n
BITTE!
Nur noch
mit Leberwurst