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TierarztMagazin

02 | 2016

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Glosse

H

In den letzten 16 Jahren durfte ich mir eigentlich

die meiste Zeit anhören, dass mein Hund ganz

schön moppelig sei. Zugegeben, grade zur Win-

terzeit hatte er das ein oder andere Grammmehr

auf den Rippen. Meines Erachtens war sein Ge-

wicht aber immer im grünen Bereich. Trotzdem

mussten wir ein wenig aufpassen, denn wenn

es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er rund

um die Uhr gefressen.

eute sieht das etwas anders aus. Mit seinen 16

Jahren ist Pico echt ganz schön dünn geworden.

Die Wirbelsäule steht deutlich hervor und auch sonst sind

seine Konturen einfach kantiger geworden. Was also war

einfacher als endlich zu ihm zu sagen „Yeah, Hund du

darfst ab heute alles und so viel fressen wie du willst!“ Das

Problem allerdings ist seitdem, dass er das garnicht mehr

will. Hääää? Was ist denn nun los? Jede Frau würde sich

vermutlich über diese Worte freuen. Soviel essen können

wie man will ohne zuzunehmen. Ein Traum! Nur nicht für

Pico scheinbar, denn sein Appetit ist irgendwann zwischen

15 und 16 Jahren abhanden gekommen. Was macht man

also. Zunächst fängt man an nur Dosenfleisch Marke XY

zu kaufen. Allein der Geruch – würg – ist köstlich! Zumin-

dest sollte er das für Pico sein. War am Anfang auch so.

Man denkt also, ok, das Futter schmeckt ihm. Also

gleich mal auf Vorrat gekauft.

Ein paar Tage später, ich bereite gerade die Mahlzeit für die

Vierbeiner vor, steht der Hund zwar wie immer in der Kü-

che und wartet. Irgendwie wirkt er dabei aber gelangweilt.

„Gleich gibt’s Frühstück“ säusel ich in seine Richtung….

Keine Reaktion, kein Schwanzwedeln, nur ein müder Blick

zur Seite, während sein Kumpel Leo sich schon aufgeregt das

Maul schleckt. Auch ihm gefällt der Geruch vom neuen Fut-

ter. Mhm, denke ich, der Appetit wird wohl gleich kommen.

Ich stelle also den Napf mit seinem vermeintlichen Leibge-

richt vor seine Füße. Pico guckt, riecht kurz dran, leckt mit

der Zungenspitze einmal darüber und guckt wieder zu mir

nach dem Motto „Hast Du nichts Besseres?“. Ich bin fas-

sungslos und versuche ihn noch ein wenig mit Worten zum

Fressen zu motivieren. An diesem Tag hat es noch funktio-

niert, dass ich ihm das Futter per Hand Biss für Biss gereicht

habe. Gnädigerweise hat er es dann gefressen. Am nächsten

Tag hat er mich aber selbst dabei schon angeekelt angeschaut

und sich lieber wieder auf die Couch verzogen.

Toll, nun saß ich da mit einer vollen Vorratskam-

mer Hundefutter, das Pico verschmäht, und einem

Hund, der immer dünner wird, wenn ich nichts in

den rein bekomme.

Also ab in den nächsten Laden und eine andere Marke

Futter gekauft. Mengenmäßig war ich hier schon etwas

vorsichtiger. Zum Glück, denn das Spielchen wiederholte

sich einige Mal bei diversen verschiedenen Sorten. Nun

war guter Rat teuer. Schließlich wollte ich ja, dass mein

Hund eher zu- als abnimmt. Was also lag näher als die gute

alt bewährte Methode, um zumindest die Herztabletten an

den Hund zu bringen: Die Leberwurst muss her! Die geht

irgendwie immer und wie ich festgestellt habe wirkt sie da-

bei auch ziemlich gut auf den Appetit. In dem Fall isst also

nicht das Auge mit, dafür aber die Nase, denn wenn das

Stückchen Leberwurst verputzt wurde schmeckt scheinbar

auch der Rest vom Futter gleich viel besser. Und zwar egal

welches. Ein Fakt, der in naher Zukunft auch wieder Platz

in meiner Vorratskammer schaffen dürfte, denn irgend-

wann dürften meine beiden Fellnasen die Unmengen an

gebunkertem Dosenfutter wohl verspeist haben.   

n

BITTE!

Nur noch

mit Leberwurst