TierarztMagazin
02 | 2016
15
Im Blickpunkt
schen vor Ort holen nämlich kaum einen älteren Hund
zu sich. Die Vermittlungsraten gehen deshalb gen null.
Das Wissen um die Situation weckt in vielen Menschen
auch hierzulande deshalb das Bedürfnis zu helfen und
einen dieser Straßenhunde zu sich zu nehmen. Prinzipiell
ein tolles Vorhaben! Doch wer hier nicht aufpasst und
allzu kurzentschlossen handelt, wird oftmals schnell von
der Realität eingeholt und unterstützt im ungünstigen
Fall noch den tierquälerischen Handel mit Welpen aus
so genannten Vermehrungsfarmen. Umso wichtiger ist es
sich im Vorfeld ausgiebig zu informieren!
Für den Interessenten bedeutet dies, dass er sein Tier auch
kennenlernen kann, bevor er sich endgültig entscheidet
ob es passt.
Nimmt er den Hund dann zu sich, so macht er den
Platz frei für ein neues Tier, welches aus dem Aus-
land geholt werden kann.
Gleichzeitig erhalten die Organisationen mit der Ver-
mittlungsgebühr (250-350 Euro sind normal) auch etwas
finanzielle Unterstützung, um vor Ort weiteren Tieren zu
helfen und Kastrationen durchzuführen. Letzteres ist im
Zusammenhang mit der Aufklärung vor Ort und dem
Umdenken der Menschen im Verhältnis zu den Tieren die
einzige Möglichkeit, um dauerhaft etwas an der Situation
der Straßenhunde und auch Katzen zu bewirken.
Betrug mit dem Tierschutz
Viele Menschen wollen helfen die Situation
von Tieren im Ausland zu verbessern. Der
größte Teil der Organisationen arbeitet uner-
müdlich und ist dankbar für jede Unterstützung. Leider
zieht diese Situation auch einige Betrüger auf den Plan,
die das Mitleid der Menschen ausnutzen. Sie kassieren
Vermittlungsgebühren für Tiere, die niemals ankommen
werden oder vermitteln vermeintliche Straßenhunde im
Welpenalter, die extra für diesen Zweck billig gezüchtet
wurden. Auch die Vermehrer-Mafia sucht sich nämlich
vermehrt neue Absatzwege und bietet ihre Tiere über
Plattformen wie facebook oder ebay Kleinanzeigen als
Tierschutzhunde an. Diese sind in elendigen Zuständen
groß geworden, schlecht ernährt und fast immer krank.
Der Kauf eines solchen Tieres bedeutet letztlich die Unter-
stützung dieser Vermehrer und damit wird die Produktion
weiter angekurbelt.
Aber woran kann ich erkennen,
ob der Anbieter serös ist?
Besonders wichtig ist es sich im Vorfeld über die Orga-
nisation zu informieren, nachzuforschen wie oft sie Tiere
vermittelt haben und nach Möglichkeit auch mit Leuten
zu sprechen, die bereits ein Tier von dieser Organisation
adoptiert haben. Erfahrungswerte und Transparenz dürften
wohl das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung sein,
ob man diesem Tierschutzverein vertrauen kann. Wer bei
irgendwelchen Punkten unsicher ist, sollte sich trauen
nachzufragen und eine ordentliche Antwort erwarten kön-
nen bis alle Unklarheiten beseitigt sind.
Tierschutzvereine, die hierzulande mit Tierheimen oder
Pflegefamilien arbeiten schicken außerdem fast immer je-
Wer ein Tier direkt aus dem Ausland adoptiert,
kann durchaus einige Überraschungen mit
seinem Neuankömmling erleben. Natürlich
tut man ein gutes Werk. Das jedoch weiß der
Hund aber meist nicht. Er hat selbständig auf der Straße
gelebt, eigene Entscheidungen getroffen und Menschen
möglicherweise gemieden, weil sie Gefahr bedeutet haben.
Und nun soll er mit eben solchem auf engstem Raum
leben. Er ist mit neuen Gerüchen und Geräuschen kon-
frontiert, die er vielleicht unheimlich findet, soll an der
Leine laufen und ist mit der Gesamtsituation überfordert.
Vielleicht fängt das Tier auch schnell an zu klammern
und bleibt keine Sekunde alleine. Dankbarkeit darf der
neue Besitzer in dieser Situation nicht erwarten. Dafür
meist viel Arbeit, denn sein neuer Hund, ist ein bisschen
wie eine Wundertüte. Hat er im Vorfeld nicht bereits in
einer Pflegefamilie gelebt und konnte diese einem genau
Auskunft über das Tier geben, so kann man nie wissen was
einen genau erwartet. Viele Organisationen, die die Hunde
in so genannten Sheltern aufgenommen haben, versuchen
das Gemüt der Tiere zu beschreiben und ihnen vielleicht
auch ein bisschen was beizubringen, um sie hier besser zu
vermitteln. Bei der Menge der Tiere kann dies jedoch nur
ein grober Anhaltspunkt sein.
Wer sich nicht ganz so stark überraschen lassen möchte,
mit wem er zukünftig seine Gassiläufe vornimmt, aber
trotzdem einem Tier aus dem Ausland helfen möchte, der
kann sich an Organisationen wenden, die mit Deutschen
Tierheimen zusammen arbeiten oder hierzulande Pflege-
stellen betreiben. Diese Hunde befinden sich also bereits
in Deutschland und werden hier schon etwas sozialisiert.
Zwei Probleme sollten dabei besonders
im Auge behalten werden: