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TierarztMagazin

02 | 2016

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Im Blickpunkt

schen vor Ort holen nämlich kaum einen älteren Hund

zu sich. Die Vermittlungsraten gehen deshalb gen null.

Das Wissen um die Situation weckt in vielen Menschen

auch hierzulande deshalb das Bedürfnis zu helfen und

einen dieser Straßenhunde zu sich zu nehmen. Prinzipiell

ein tolles Vorhaben! Doch wer hier nicht aufpasst und

allzu kurzentschlossen handelt, wird oftmals schnell von

der Realität eingeholt und unterstützt im ungünstigen

Fall noch den tierquälerischen Handel mit Welpen aus

so genannten Vermehrungsfarmen. Umso wichtiger ist es

sich im Vorfeld ausgiebig zu informieren!

Für den Interessenten bedeutet dies, dass er sein Tier auch

kennenlernen kann, bevor er sich endgültig entscheidet

ob es passt.

Nimmt er den Hund dann zu sich, so macht er den

Platz frei für ein neues Tier, welches aus dem Aus-

land geholt werden kann.

Gleichzeitig erhalten die Organisationen mit der Ver-

mittlungsgebühr (250-350 Euro sind normal) auch etwas

finanzielle Unterstützung, um vor Ort weiteren Tieren zu

helfen und Kastrationen durchzuführen. Letzteres ist im

Zusammenhang mit der Aufklärung vor Ort und dem

Umdenken der Menschen im Verhältnis zu den Tieren die

einzige Möglichkeit, um dauerhaft etwas an der Situation

der Straßenhunde und auch Katzen zu bewirken.

Betrug mit dem Tierschutz

Viele Menschen wollen helfen die Situation

von Tieren im Ausland zu verbessern. Der

größte Teil der Organisationen arbeitet uner-

müdlich und ist dankbar für jede Unterstützung. Leider

zieht diese Situation auch einige Betrüger auf den Plan,

die das Mitleid der Menschen ausnutzen. Sie kassieren

Vermittlungsgebühren für Tiere, die niemals ankommen

werden oder vermitteln vermeintliche Straßenhunde im

Welpenalter, die extra für diesen Zweck billig gezüchtet

wurden. Auch die Vermehrer-Mafia sucht sich nämlich

vermehrt neue Absatzwege und bietet ihre Tiere über

Plattformen wie facebook oder ebay Kleinanzeigen als

Tierschutzhunde an. Diese sind in elendigen Zuständen

groß geworden, schlecht ernährt und fast immer krank.

Der Kauf eines solchen Tieres bedeutet letztlich die Unter-

stützung dieser Vermehrer und damit wird die Produktion

weiter angekurbelt.

Aber woran kann ich erkennen,

ob der Anbieter serös ist?

Besonders wichtig ist es sich im Vorfeld über die Orga-

nisation zu informieren, nachzuforschen wie oft sie Tiere

vermittelt haben und nach Möglichkeit auch mit Leuten

zu sprechen, die bereits ein Tier von dieser Organisation

adoptiert haben. Erfahrungswerte und Transparenz dürften

wohl das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung sein,

ob man diesem Tierschutzverein vertrauen kann. Wer bei

irgendwelchen Punkten unsicher ist, sollte sich trauen

nachzufragen und eine ordentliche Antwort erwarten kön-

nen bis alle Unklarheiten beseitigt sind.

Tierschutzvereine, die hierzulande mit Tierheimen oder

Pflegefamilien arbeiten schicken außerdem fast immer je-

Wer ein Tier direkt aus dem Ausland adoptiert,

kann durchaus einige Überraschungen mit

seinem Neuankömmling erleben. Natürlich

tut man ein gutes Werk. Das jedoch weiß der

Hund aber meist nicht. Er hat selbständig auf der Straße

gelebt, eigene Entscheidungen getroffen und Menschen

möglicherweise gemieden, weil sie Gefahr bedeutet haben.

Und nun soll er mit eben solchem auf engstem Raum

leben. Er ist mit neuen Gerüchen und Geräuschen kon-

frontiert, die er vielleicht unheimlich findet, soll an der

Leine laufen und ist mit der Gesamtsituation überfordert.

Vielleicht fängt das Tier auch schnell an zu klammern

und bleibt keine Sekunde alleine. Dankbarkeit darf der

neue Besitzer in dieser Situation nicht erwarten. Dafür

meist viel Arbeit, denn sein neuer Hund, ist ein bisschen

wie eine Wundertüte. Hat er im Vorfeld nicht bereits in

einer Pflegefamilie gelebt und konnte diese einem genau

Auskunft über das Tier geben, so kann man nie wissen was

einen genau erwartet. Viele Organisationen, die die Hunde

in so genannten Sheltern aufgenommen haben, versuchen

das Gemüt der Tiere zu beschreiben und ihnen vielleicht

auch ein bisschen was beizubringen, um sie hier besser zu

vermitteln. Bei der Menge der Tiere kann dies jedoch nur

ein grober Anhaltspunkt sein.

Wer sich nicht ganz so stark überraschen lassen möchte,

mit wem er zukünftig seine Gassiläufe vornimmt, aber

trotzdem einem Tier aus dem Ausland helfen möchte, der

kann sich an Organisationen wenden, die mit Deutschen

Tierheimen zusammen arbeiten oder hierzulande Pflege-

stellen betreiben. Diese Hunde befinden sich also bereits

in Deutschland und werden hier schon etwas sozialisiert.

Zwei Probleme sollten dabei besonders

im Auge behalten werden: