28
03 | 2016
TierarztMagazin
Tipps & Trends
Geruchssinn der Katze
Hunde gelten als die Spürnasen schlechthin.
Im Vergleich dazu fällt der Geruchssinn unse-
rer Katzen ziemlich ab. Trotzdem besitzen die
Stubentiger mit rund 60 Millionen Riechzellen
immernoch dreimal soviele wie wir Menschen.
Man kann also sagen, dass der Geruchssinn der
Katze äußerst ausgeprägt ist. Dabei benutzt die
Katze diesen Sinn eher weniger, um zu jagen.
Hier spielen Augen und Ohren eine weit wichti-
gere Rolle. Dafür übernimmt der Geruchssinn
zahlreiche andere Funktionen.
alopp gesagt schmecken Katzen zum großen Teil
mit ihrem Geruchssinn. Zumindest entscheidet sie
über den Geruch, ob sie es fressen oder stehen lassen. Der
Geschmackssinn ist nämlich bei Katzen nicht besonders aus-
geprägt. Sie unterscheiden zwischen sauer, bitter, salzig und
Umami. Süß zum Beispiel können sie garnicht schmecken.
Der Geruchssinn hat aber noch andere Bedeutungen im
gesamten Sozialleben der Katze. So spielt er eine Rolle im
Sexualleben und bei der Kommunikation mit Artgenossen.
Katzen sondern an ihren Drüsen an Kinn, Wangen,
den Schläfen, After und zwischen den Zehen für den
Menschen geruchlose Pheromone aus.
Mit diesen markiert sie nicht nur ihr Revier und sorgt für
einen behaglichen Eigenduft in ihrem Reich, sie vermischt ih-
ren Geruch auch mit dem ihres Besitzers zu einem Gemein-
schaftsgeruch. Oft fängt sie deshalb nach Streicheleinheiten
an sich zu putzen und nimmt so den Gemeinschaftsgeruch
auf. Ähnlich verläuft es auch mit zur „Familie“ gehörigen Art-
genossen, die einen so genannten Gruppenduft entwickeln.
Auch bei der Begegnung mit fremden Katzen spielt der
Geruch eine wichtige Rolle. Oftmals beschnuppern sich
Katzen aus gebührendem Abstand mit langem Hals, um
eine erste Auskunft über die Gemütslage des Gegenübers
zu erhalten. Danach wird meistens auch eine Geruchskon-
trolle am After vorgenommen. Die Informationen, die die
Katze aus den Gerüchen zieht geben Auskunft über Ge-
schlecht, Gene, hormonellen Status und Revieransprüche.
S
Letztlich spielt der Geruchssinn auch eine große Rolle im Zusam-
menleben des Menschen mit der Katze, denn fühlt sie sich in
ihrer Umgebung geruchsmäßig nicht wohl, so kann sie durchaus
unsauber werden und zum Markieren neigen.
Dies ist oftmals dann der Fall, wenn neue, für sie bedrohli-
che Gerüche in ihr Revier eindringen oder gar ein anderes
Haustier einzieht. Sehr unsichere Gefährten reagieren auf
jegliche Änderungen im Haushalt mit Markierverhalten.
Das Fremde wird mit dem Eigengeruch überdeckt, damit
sie sich in ihrem Reich wieder sicher fühlt.
Duftspray oder Deos für Katzentoiletten können ein
solches Unbehagen auslösen und dafür sorgen, dass
sie ihr Geschäft nicht mehr auf eben dieser verrich-
tet. Selbst wenn der Mensch neue Gerüche kaum
oder garnicht wahrnimmt – für die Stubentiger
sind sie existent.
Auch kennen die meisten Katzenbesitzer leichte Schmutz-
ränder an Tischbeinen oder Türrahmen. Für ihn sind sie
geruchlos. Tatsächlich jedoch riechen Sie nach bestimm-
ten Pheromonen, die die Katze durch reiben ihres Kopfes