TierarztMagazin
03 | 2016
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Gesundheit
Behandlung zur Verfügung. Wichtig ist, dass ALLE Tiere
des Bestandes behandelt werden!
Kaninchen zeigen noch eine besondere Form des Mil-
benbefalls, die Ohrmilben. Hier kann man schon beim
Hineinschauen in das Ohr hochgradig borkige Auflagerun-
gen im gesamten Gehörgang erkennen. Bitte auf keinen
Fall einen Reinigungsversuch unternehmen! Der Milben-
befall führt oftmals zu einer Entzündung des Mittelohres
und verursacht gerne eine Störung des Gleichgewichtssin-
nes. Da Kaninchen sehr stressempfindlich sind, kann die
Reinigung im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufkollaps
führen. Behandelt man die Parasiten, so heilen die Ohren
oft von alleine ab.
Welche Parasiten gibt es noch?
Zu den deutlich sichtbaren Parasiten zählen die Haarlinge.
Sie werden oft bei Meerschweinchen beobachtet (Vitamin
C-Mangel!). Scheitelt man das Haar des Meerschwein-
chens, so erkennt man kleine, weiße – und vor allem sich
bewegende! – Stäbchen. Für Haarlingsbefall gilt das gleiche
Vorgehen wie bei Milbenbefall. Behandlung aller Tiere des
Bestandes und Umgebungsbehandlung!
Bei Kaninchen in Außenhaltung beobachten wir auch
sehr oft Zeckenbefall. Diese sitzen besonders gerne am
Kopf und sehr oft an den Augenlidern. Sie hinterlassen
auch nach der Entfernung meist deutliche Rötungen und
Schwellungen.
Welche nicht parasitären Hautkrankhei-
ten kann man beobachten?
Meist handelt es sich hierbei um einzelne oder auch mul-
tipel auftretende Tumore. Auch die Heimtiere zeigen gut-
artige und bösartige Hauttumore. Der häufigste gutartige
Tumor ist das Atherom (Grützbeutel). Es bildet sich in den
Talgdrüsen der Haut und lässt sich oft einfach ausdrücken,
kommt aber dann gerne wieder. Möchte man es langfris-
tig entfernen, kommt nur die Chirurgie in Frage. Weitere
gutartige Tumore sind Abszesse, also Eiteransammlungen.
Diese können durch eine Verletzung verursacht werden.
Bei Kaninchen kommen sie besonders häufig am Kopf vor
und sind oft durch Zahnwurzeln bedingt. Auch hier liegt
fast immer eine nicht artgerechte Ernährung vor.
Solche Abszesse können bei allen Heimtieren auf-
treten, die permanent wachsende Zähne haben, wie
z.B. Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Chinchil-
las, Degus.
Diese Abszesse am Kopf der Tiere lassen sich manchmal
nur sehr schlecht heilen. Sie neigen dazu, den Kieferkno-
chen zu infiltrieren und sind für Antibiotika und auch
chirurgische Intervention oft schwer zugänglich.
Bösartige Tumore kommen leider auch bei den Heimtie-
ren immer wieder vor. So hatten wir vor Kurzem eine Ratte
mit mehreren dunkel verfärbten und über die Hautoberflä-
che erhabenen Knoten, die zum Teil auch schon verkrustet
waren. Hierbei handelte es sich um multipel auftretende
Plattenepithelkarzinome. Das sind sehr aggressive Tumo-
re, die direkt in den Zellen der Haut entstehen. Bösartige
Hauttumore können, kommen sie als einzelner Tumor vor,
oft gut chirurgisch entfernt werden. Sogar bei so kleinen
Tieren, wie einem Hamster!
Generell handelt es sich bei den meisten Hautkrankheiten
der Heimtiere um schwerwiegende Erkrankungen, die oft
mit deutlichen Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens
einhergehen und fast immer behandlungsbedürftig sind.
Weil diese Tierarten recht klein sind, führen Störungen
des Allgemeinbefindens schneller in eine kritische Situa-
tion, denn es bedarf einer hohen Energiezufuhr, um die
lebenswichtigen Organe zu unterhalten. Durch Einschrän-
kungen des Allgemeinbefindens kommt es jedoch häufig zu
verminderter Futteraufnahme, zu Gewichtsverlust, Unter-
temperatur und Austrocknung. Eine schnelle Behandlung
kann helfen, diese bedenkliche Situation zu vermeiden,
bösartige Tumore führen allerdings fast immer zur zeitna-
hen Euthanasie des Tieres.
n
Tierärztin Dr. Silke Jaeger arbeitete
in mehreren großen Tierarztpraxen,
bevor sie 2003 in Herdecke ihre
eigene Praxis eröffnete.
www.tierarztpraxis-jaeger.deDr. Silke Jaeger