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TierarztMagazin

02 | 2016

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Gesundheit

Wie sinddiese Faktenzubewertenundwelche

Konsequenzen ergeben sichdaraus?

Vorauszuschicken ist, dass nach §6 des Tierschutzgesetzes eine Kastration

nur in medizinisch begründeten Fällen erlaubt ist. Das Verhindern einer

Läufigkeit wegen der damit verbundenen Unannehmlichkeiten alleine

reicht demnach als Grund nicht aus. Auch unerwünschte Schwanger-

schaften lassen sich durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen bei uns

in Deutschland gut vermeiden und rechtfertigen diesen Eingriff nicht

wirklich.

Vier bis acht Wochen nach Ende der Läufigkeit kann bei der Hündin

eine sogenannte Scheinträchtigkeit auftreten. Symptome dafür sind eine

mehr oder minder starke Ausbildung des Gesäuges, evtl. verbunden mit

Milchfluß. Auch psychische Veränderungen wie Appetitlosigkeit bis hin

zu einem Verhalten, welches an Depressionen bei Menschen erinnert, sind

möglich.

Wenn diese Symptome stark ausgeprägt sind, kann dies sehr wohl einen

Grund für eine Kastration darstellen. Das gleiche gilt für wiederholt auftre-

tende Gebärmutterentzündungen und natürlich auch für eine Gebärmut-

tervereiterung (Pyometra).

Tumore von Eierstöcken oder Gebärmutter sind selten. Für be-

troffene Tiere stellen sie natürlich ebenfalls eine Indikation zur

Kastration dar.

Kommen wir zu dem am häufigsten genannten Argument für eine Kastra-

tion, dem Verhindern von Mammatumoren. Als weitgehend gesichert gilt,

dass dieses Risiko bei einer Kastration vor der zweiten Läufigkeit deutlich

geringer ist als bei intakten (dies ist wirklich der Fachbegriff für nichtkas-

trierte) Hündinnen. Noch geringer, mit Tendenz gegen Null ist es, wenn

diese vor der ersten Läufigkeit durchgeführt wird.

Allerdings gibt es absolut keine seriösen Zahlen wie hoch das Risiko für

eine intakte Hündin tatsächlich ist im Laufe ihres Lebens Mammatumore

zu entwickeln. In der Literatur finden sich dazu Angaben zwischen 2%

und 25%, je nach Studie.

Was aber gesichert ist, dass dieses Risiko je nach Rasse unter-

schiedlich hoch ist. So sind Spaniel, Pudel und Dackel wohl häufi-

ger betroffen als andere Rassen.

Sicher ist ebenso, dass ungefähr die Hälfte dieser Mammatumore gutartig

ist. Leider kann sich dies erst durch eine histologische Untersuchung nach

erfolgter Operation erweisen. Vor der Operation lässt sich eine Gut- oder

Bösartigkeit mit keiner Methode sicher vorhersagen. Das Risiko für bösartige

Mammatumore liegt demnach also zwischen 1% und 12,5%. Zu beachten

ist außerdem, dass auch individuelle Faktoren wie Haltung und Ernährung

eine gravierende Rolle spielen. Besonders Übergewicht im ersten Lebensjahr

begünstigt eine Anfälligkeit für dieses Problem.

Nach der zweiten Läufigkeit hat die Kastration keinen Einfluss mehr auf

ein Entstehen neuer Mammatumore, ebenso wenig, wie auf eine Metasta-

sierung bereits bestehender. Das heißt auch, dass eine gleichzeitige Kast-

ration bei einer Operation von Mam-

matumoren, zumindest im Hinblick auf

eine positive Tumorbeeinflussung, keinen

Sinn macht.

Nun zu den Nachteilen:

Auch heute noch handelt es sich bei

der Kastration um einen Eingriff unter

Vollnarkose mit den üblichen Narkose-

risiken und einem möglichen Auftreten

von Komplikationen während oder nach

der Operation. Bei sachgemäßer Durch-

führung sind beide Risiken allerdings

überschaubar.

Mögliche Veränderungen des

Haarkleides wie das Entstehen von

Babyfell sind eher selten und vor

allem nicht mit gesundheitlichen

Auswirkungen verbunden.

Übergewicht allerdings ist nicht nur ein

ästhetisches Problem, sondern hat sehr

wohl auch gesundheitliche Nachteile. Es

lässt sich aber durch diätetische Maßnah-

men und genügend Bewegung verhin-

dern. Allerdings muss dafür auch Sorge

getragen werden.

Schwerer wiegt, dass ca. 20% der kast-

rierten Hündinnen inkontinent werden, d

h. Sie verlieren vor allem im Schlaf Urin.

Grund ist die veränderte hormonelle

Situation als Folge der Kastration. Auch

hier zeigt sich eine gewisse Abhängigkeit

von Rasse und auch Gewicht. Bei kleineren

Rassen und leichteren Tieren unter 15kg

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