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02 | 2016
TierarztMagazin
Gesundheit
Augenkrankheiten im Alter
– auch Hund, Katze und Kaninchen sind betroffen!
Mit zunehmendem Alter wird auch das Sehen
der meisten unserer Haustiere schlechter. Auch
hier kommt es zur Eintrübung der Linse, zum
Grauen Star. Diese Eintrübung beginnt bei vielen
Hunden schon recht früh. Je nach Rasse etwas
ab dem 6. Lebensjahr und schreitet nur langsam
fort. Es kommt also meist nicht zur plötzlichen
Erblindung der Tiere. Hunde können sich bei
Verlust der Sehkraft recht gut mit den anderen
Sinnesorganen, wie Nase und Gehör, orientieren.
atzen- eingeschränkter Bewegungs-
radius durch Erblindung
Das klappt auch bei Katzen und Kaninchen, aber etwas
eingeschränkter. Besonders bei Katzen geht eine Erblin-
dung häufig mit vermindertem Aktionsradius einher, weil
Distanzen im Sprung nicht mehr abgeschätzt werden kön-
nen. In gewohnter Umgebung kann sich diese Unsicherheit
allerdings nach und nach legen.
Während der langsame Verlust der Sehkraft beim
Hund im Alter oft durch den Grauen Star bedingt
ist, hat der Verlust der Sehkraft bei Katze und Ka-
ninchen häufig noch andere Krankheitsursachen.
Alterskrankheiten, die zum Verlust der
Sehkraft führen
So leiden Katzen in höherem Alter öfter an Hypertonie/
Bluthochdruck. Dadurch können langfristig Veränderun-
gen an den Augen entstehen, die zum Verlust der Sehkraft
führen. Auch die Schilddrüsenüberfunktion, eine sehr häufige
Erkrankung bei der alternden Katze, die mit Bluthochdruck,
K
erhöhter Herzfrequenz und deutlichem Gewichtsverlust bei
hoher Nahrungsaufnahme einhergeht, kann zu solchen Verän-
derungen an den Augen führen. Hier können auch spontane
Erblindungen auftreten, die durch eine Minderdurchblutung
verursacht sein können.
Kaninchen – Erregerbedingte Erblindungen
Bei Kaninchen beobachtet man mitunter spontane Erblindun-
gen, besonders bei mit Befall von Ecephalitozoon cuniculi (EC),
einem Einzeller, der bei der großen Masse der Kaninchenpopu-
lation vorkommt, oft aber erst zuTage tritt, wenn eine andere
Krankheit oder Stress das Immunsystem belasten. Auch Diabe-
tes kann zur Erblindung führen. Oder die Tatsache, dass viele
Kaninchenbackenzähne im Alter ein retrogrades Wachstum zei-
gen, das heißt, die Zähne wachsen nicht mehr nach innen in die
Maulhöhle und werden abgerieben durch die Kaubewegung,
sondern sie wachsen in den Kiefer und die Nebenhöhlen, sowie
die knöcherne Umrandung des Auges, die sogenannte Orbita.
Dadurch können sie mechanisch zur Zerstörung des Auges
führen, indem sie chronische Entzündungen verursachen.
Bei blinden Hunden häufiger mal eine
Wurmkur
Bei blinden oder sehgeschwächten Hunden sollten die Besit-
zer häufiger mal an eine Wurmkur denken, denn durch die
Orientierung über die Nase können bei Kontakt mit ande-
rem Hundekot vermehrt Wurmeier aufgenommen werden.
Generell ist die Erblindung bei Tieren kein Grund zur
Euthanasie. Die meisten Tiere schaffen es vorzüglich, sich mit
anderen Sinnesorganen zu helfen. Nur sehr selten kann es bei
spontanen Erblindungen zum Verlust der Orientierung kom-
men und dadurch zu eingeschränkter Lebensqualität.
n
Tierärztin Dr. Silke Jaeger arbeitete
in mehreren großen Tierarztpraxen,
bevor sie 2003 in Herdecke ihre
eigene Praxis eröffnete.
www.tierarztpraxis-jaeger.deDr. Silke Jaeger